Autorität
Im Verlaufe unseres Lebens werden wir immer wieder mit Menschen konfrontiert, denen wir Autorität zuschreiben, von denen wir uns also beeinflussen lassen und auf die wir hören. Vom Tag unserer Geburt an sind wir Zeugen der nahezu natürlichen Autorität unserer Eltern, die uns dabei unterstützen, unsere ersten Schritte in dieser Welt zu unternehmen. Sie bereiten uns nicht nur auf die Rolle und Bedeutung von Autoritäten vor, sondern leiten uns auch an, wem wir Autorität zugestehen sollten und wem nicht. Und manchmal - abhängig davon, wie reflektiert unser Elternhaus ist - zeigen sie uns auch, wann es sinnvoll ist, Autorität in Frage zu stellen und zu hinterfragen.
Was wir unter Autorität verstehen
Autorität ist eng verbunden mit Macht. Wer als Autorität gilt, kann anderen befehlen oder sie zwingen, etwas zu tun. Autorität wird in verschiedenen Bereichen unseres Lebens ausgeübt, sei es in der Familie, in der Schule, im Beruf, durch den Staat oder in der Kirche.
Oftmals wird Autorität als legitim wahrgenommen und anerkannt. Der durch Autorität ausgeübte Zwang wird von uns meist nicht mehr als solcher empfunden. Durch unseren Glauben an die Legitimität von Herrschaft durch Autorität, räumen wir einzelnen Personen oder Gruppen die Macht ein, Entwicklungen nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Dabei können sie auch den Willen von Menschen brechen, die die Autorität nicht akzeptieren oder deren Ziele nicht mit ihren eigenen übereinstimmen.
Worauf wir achten sollte
Während es aus individueller Perspektive durchaus sinnvoll und nützlich sein kann auf Autoritäten zu hören bzw. Autorität in gewissen Lebenssituationen zu akzeptieren, weil sie ein Mittel zur Reduktion von Komplexität darstellt, kann blindes Vertrauen in Autoritäten durchaus sehr gefährlich sein. Diese Erfahrung wird jeder Mensch im Verlauf seines Lebens machen und in unserer Geschichte hat blindes Vertrauen in Autoritäten viel Schaden angerichtet. Gerade in Zeiten von Unsicherheit sehen Menschen ihre Chance darin sich oder eine Gruppe als Autorität darzustellen, um daraus persönlichen Nutzen zu ziehen. Deshalb sollten wir gerade in solchen Zeiten besonders vorsichtig, achtsam und skeptisch sein
Für Ludwig von Mieses ist die mit Autorität einhergehende Macht, das Vermögen anderen Menschen Befehle zu erteilen. Dabei verdankt der Mächtige seine Macht einer Ideologie, denn nur Ideologien verleihen die Macht, die Entscheidungen und das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen. Ideologien funktionieren nur, wenn genügend Menschen daran glauben und gemäß der Ideologie handeln und zwar ohne Zweifel und Skrupel.
Deshalb sollten wir Autoritäten immer hinterfragen
Die Anwendung und Durchsetzung von Ideologien sowie ihre Dominanz bis hin zur Ausblendung und Unterdrückung anderer Meinungen oder Perspektiven ist nur möglich, wenn wir als Menschen ihnen Anerkennung gewähren, sie nicht hinterfragen und bereit sind, unser Denken zugunsten dieser Ideologie einzustellen oder unser Denken an diese Ideologie anzupassen..
Aus diesem Grund sollten wir Autoritäten grundsätzlich immer auch skeptisch betrachten und in der Lage sein, diese im Kontext der Realität bzw. des aktuellen Geschehens zu hinterfragen, was natürlich angesichts der täglichen Informationsflut und steigenden Komplexität immer schwerer wird. Um so wichtiger ist es jedoch diese Fähigkeit zu besitzen, erwerben und zu pflegen. Vielleicht sprechen wir hier sogar von einem 21. Century Skill, der aber in den offiziellen Verlautbarungen dazu seltsamerweise nicht häufig vorkommt.
Was können wir also tun?
Hier sind einige Möglichkeiten die wir haben und nutzen könnten, um uns kritisch mit Autoritäten und deren Angeboten auseinanderzusetzen. Das es in diesem Newsletter im Schwerpunkt um Optimismus geht, will ich auch hier den Zusammenhang kurz verdeutlichen.
In einer Gesellschaft oder Organisation mit der falschen Autorität wird der Optimismus systematisch zerstört. Die Menschen verlieren ihren inneren Antrieb, sie stagnieren als Menschen, und über kurz oder lang stirbt auch die Organisation oder die Gesellschaft. Glücklicherweise gibt es noch kein Beispiel einer dauerhaft erfolgreichen Organisation, Institution oder Gesellschaft, die die Freiheit ihrer Mitglieder und Teilnehmer fortwährend unterdrücken konnte. Das wird hoffentlich auch in der digitalen Welt so bleiben. Ich bin zuversichtlich, weil die Grundausstattung des natürlichen (im Gegensatz zum künstlich technologisch erzeugten oder veränderten) Menschen dagegen spricht.
Wenn wir also optimistisch bleiben und in Gesellschaften leben möchten, die in der Lage sind Herausforderungen mutig und optimistisch zu lösen, dann sollten wir eine gesunde Skepsis gegenüber Autoritäten leben und diese auch weiter vermitteln z.B. indem wir…
…kritisches Denken entwickeln und fördern,
…Menschen ermutigen Ihre Perspektive einzubringen und sich selbstständig weiterzuentwickeln,
…offen über Bedenken oder Fragen sprechen, um ein besseres Verständnis zu erhalten,
…aktiv an Diskussionen teilnehmen und Lösungen für Herausforderungen vorschlagen,
…Kollegen unterstützen und eine Kultur des respektvollen Miteinanders fördern,
…immer diverse Nachrichtenquellen nutzen, um eine ausgewogene und vielseitige Sicht auf Ereignisse zu erhalten,
…lernen Fakten von Meinungen unterscheiden zu können, indem Sie sich kritisch mit Inhalten auseinandersetzen,
…Bücher lesen und am besten alte Bücher, die in historischen Zeiten geschrieben wurden,
…Meinungen als wichtigen Aspekt unserer Freiheit akzeptieren und erkennen, dass es ohne den offenen und kritischen Austausch von Meinungen keinen Fortschritt geben kann,
…verantwortungsbewusst mit Informationen umgehen,
…an politischen Prozessen teilnehmen, wie Wahlen, Demonstrationen oder Bürgerinitiativen, um unsere Stimme zu erheben und Verantwortung zu übernehmen.
Das ist natürlich keine vollständige Liste, welche Tipps haben Sie?