Januar 2023
Wir müssen das neue Jahr mit einem kurzen Artikel über Information beginnen. Ist es nicht toll, jeden Tag in die unendlich anmutende Menge an Informationen einzutauchen?
Stimmt: Es ist nicht toll
Die tägliche Informationsflut macht uns offenbar weder klüger noch glücklicher. Dieser Flut können wir uns kaum entziehen. Alle sind Betroffen. Wir müssen immer mehr Zeit damit verbringen, uns mit neuen Informationen auseinanderzusetzen. Welche Information ist wichtig für uns? Welchem Absender können wir vertrauen?
Wir verwenden Heuristiken und Schemata, eingeübte Filter, die immer weniger funktionieren, weil sie zumeist intuitiv entstanden und in einer frühen Phase unseres Lebens eingeübt worden sind. In einem kulturellen Kontext, der sich in den letzten 20 Jahren extrem verändert hat. Dabei will der Umgang mit Komplexität gelernt sein.
Ich glotz TV
Wer wie ich mit dem Fernsehen aufgewachsen ist, vertraut und filtert anders als Digital Natives. Es ist kaum 30 Jahre her, da war die Medienwelt noch überschaubar und wir konnten uns der Informationsflut noch gut entziehen.
Heute ist es zwangsläufig so, dass wir in allen Medien sicher sein müssen. Wir müssen uns vor zu viel Informationen schützen, aber dürfen uns nicht in einer Filter Bubble isolieren. Wie finden wir den richtigen Mittelweg und widerstehen unserer Neigung, Informationen auszublenden, die nicht in unser Weltbild passen? Wie können wir uns überwinden, um auch solche Formate zu nutzen, die schon vom Setting her auf Einseitigkeit und Beeinflussung angelegt sind? Wie finden wir unabhängige Informationen, die sich - auch gerne - fundamental voneinander unterscheiden können - und sind in der Lage, diese nebeneinander zu legen und gegeneinander abzuwägen? Wie finden wir die Menschen, mit denen wir noch in einen offenen und konstruktiven Austausch gehen können, ohne uns anzuschreien und danach vielleicht sogar nur noch zu hassen?
The answer my friend
Das sind alles Fragen, auf die ich keine richtige Antwort habe. Ich weiß nur: Jeder muss seinen eigenen Weg finden und niemand sollte einem einzigen Filter vertrauen. Sollten wir z.B. der Wissenschaft folgen oder uns der Macht des Zweifels bedienen? Da sich viele offizielle Medien nicht mehr unabhängig und ausgeglichen geben, könnte man beispielsweise die TAZ und die Welt lesen. In den sozialen Medien sollte man immer nachforschen, wer der Absender ist. Ein Blick auf das Profil hilft da schon weiter. Leicht ist zu erkennen, ob wir es mit einem Prediger, einem Politiker, einem Anwalt oder einem Wissenschaftler zu tun haben. Natürlich im übertragenen Sinne.
Lass mich Dein Beeinflusser sein
In den letzten Monaten haben wir erlebt, dass die Politik sehr direkten Einfluss auf einige Medien nehmen kann. Das Leben eines Journalisten ist sicher nicht leichter geworden, denn was soll man tun, wenn man eine Position einnimmt, die nicht zum sogenannten “Konsens” gehört? Wie soll man da abwägen, zwischen dem, was wichtig ist für einen Selbst und dem größeren Ganzen? Und wie verhindert er oder sie, eine extreme Position einzunehmen, die in der Ausgrenzung endet und schließlich lähmt, womit eine vielleicht wichtige Stimme nicht mehr gehört wird? Denn der Mainstream und auch einige Bereiche der Wissenschaft haben sich schon oft genug und immer wieder geirrt. Wobei das ja auch ein nützlicher Grundbestandteil der Wissenschaft ist, denn ohne Irrtum geht es nicht.
Im Winter
Wir leben inmitten eines großen gesellschaftlichen Umbruchs. William Strauss und Neil Howe haben das in “The Fourth Turning” als Winter beschrieben, ein historischer Zyklus, der sich wiederholt und in jedem menschlichen Leben einmal auftritt. Wobei es - meine Meinung - harte und weniger harte Winter gibt. Dieser Winter ist hart. Wir alle merken, dass es schwer ist, Optimist zu bleiben und wir alle merken den Rückzug von immer mehr Menschen ins Private und die Spaltungen bzw. das Schweigen, das immer dann zunimmt, wenn eigentlich konstruktiver Austausch gefragt wäre. Wie kommen wir über die Hürden, die neue, widersprüchliche, unangenehme, falsche oder einfach nicht durchschaubare Informationen vor uns und zwischen uns aufbauen hinweg?
All together now
In diesem kulturellen Winter ist es wichtig, dass wir bei uns selbst bleiben. Wir dürfen nicht auf einfache Lösungen und die Menschen, die uns damit ködern möchten, hereinfallen. Bewahren wir uns den Mut zum eigenen Denken und den Mut, auch anderer Meinung zu sein. Aber natürlich gehört dazu auch der Mut, die eigene Sicht der Dinge zu ändern. Die große Schwester des Mutes ist die Demut. Die Lösungen, die wir suchen, sind noch nicht da, wir müssen sie gemeinsam finden.
Die Welt braucht mehr kritische Optimisten, die Welt braucht Vorbilder und Macher. Gerade junge Menschen brauchen heute Inspiration und Menschen, die ihnen die lähmende Angst nehmen. Und wir Älteren brauchen die Ideen und den Unternehmergeist der Jungen. Es läuft etwas schief, wenn die Alten mutig sind und die Jungen gelähmt und ängstlich. Manche Dinge werden sich nie ändern: Nur wenn die Generationen produktiv zusammenkommen, können neue Wege gefunden werden. Lasst uns gemeinsam aufbrechen und neue Wege finden.
Futter für Optimisten
Und hier noch Wege, um tiefer zu gehen oder optimistisch zu bleiben:
Ist das noch Information oder kann das Weg
Gemeinsam Lernen in Organisation. Emergent Learning
Trilogie: Komplexe Systeme, Menschen, Information