Wir haben die Mitte des Jahres 2022 bereits erreicht. Das Jahr geht nun bergab. Sollen wir schon einmal ein Fazit ziehen? Es war bisher kein leichtes Jahr für Optimisten: Corona, Ukraine, Inflation, Klima, Social Justice Krieger. Die Krisen lösen sich nicht mehr nur ab, sie sind ineinander verwoben. Wäre „Optimismus“ eine Aktie, sie wäre mit Sicherheit im Keller. Pessimismus und Angst lassen sich besser verkaufen und sie sind kurzfristig wirkungsvoll, wenn es darum geht die Menschen in gewünschte Bahnen zu lenken oder sie in diesen Bahnen zu halten.
Tausche Freiheit gegen Sicherheit
Von Angst und Pessimismus mürbe gemacht, ist der Mensch bereit seine Freiheit gegen das Versprechen von Sicherheit einzutauschen. Dabei geschieht der Freiheitsverlust in der modernen Gesellschaft unterhalb der Schwelle der individuellen Wahrnehmung. Eine neue Regel wird befolgt, weil man sich selber vielleicht nicht als betroffen sieht, man also z.B. nicht glaubt etwas verbergen zu müssen und die Bequemlichkeit digitaler Anwendungen, ist ein weiterer Treiber der Freiheitserosion. Man stirbt schließlich den Tod vieler kleiner Schnitte.
Kein Fortschritt ohne Freiheit
Auf der anderen Seite ist die Freiheit ein menschliches Grundbedürfnis, welches in der „Maslowschen Bedürfnispyramide“ viel zu weit oben auftaucht. Denn ohne Freiheit gibt es keine Kreativität, gibt es keinen Fortschritt, was man regelmäßig in dysfunktionalen planwirtschaftlichen oder sozialistischen Staaten sehen kann.
Nun glauben viele Politiker und mächtige Unternehmensführer mit digitalen Technologien und insbesondere mit Künstlicher Intelligenz, dem Internet der Dinge und auch Blockchain das Instrumentarium in der Hand zu halten, um die perfekte zentral gesteuerte weltweite Planwirtschaft aufsetzen zu können. Aber ist das wirklich so?
Exponentielle Sprünge
Wer schon einmal in Innovationsprojekten eingebunden war oder an Ideenprozessen teilgenommen hat, wird wissen, dass ein rigider Rahmen, starke hierarchische Konstellationen und eine zu große Homogenität der Teilnehmer und vor allem zu wenig Risikobereitschaft, der Killer jeder Erneuerung sind. Sicherheit ist der Weg in den Stillstand.
Die Freiheit zu experimentieren, die Bereitschaft auch zu scheitern und die Einbindung von Andersdenkenden, die neue Perspektiven und Sichtweisen einbringen, sind die Voraussetzung für jeden Fortschritt und nur so können große – exponentielle- Sprünge gemacht werden. Und genau diese Sprünge sind erforderlich, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.
Wie soll mehr Bürokratie, wie soll eine Technokratie, wie soll eine Wirtschaft die auf Pläne setzt, funktionieren? Wie kann es Fortschritt ohne oder auch nur mit weniger Freiheit und wie kann es Optimismus ohne Fortschritt und Freiheit geben? Diese Fragen müssen wir uns stellen und wir müssen – jeder für sich und dann auch in den Kommunen – wo die Menschen zusammenleben und viel näher an den Problemen sind – Antworten finden und entsprechend dieser Antworten handeln.
Draussen wird es optimistisch
Wenn ich vor die Tür gehe und mir Menschen anschaue oder mit ihnen rede, dann bin ich immer dann optimistisch, wenn gemeinsam etwas geschaffen wird und zwar jenseits von Ideologie und der Zugehörigkeit zu Gruppen oder auch nur Meinungen.
In der Konfrontation mit direkten Herausforderungen sind die Menschen kreativ und in der Lage gemeinsam Lösungen zu finden. Wenn wir uns aus überkommenen Kontexten befreien, wenn wir nicht blind vorgegebenen Sichtweisen von höher stehenden und dadurch vermeintlich intelligenteren Menschen folgen, dann können wir in kleinen Schritten, große Veränderungen erreichen.
Wer jetzt die Freiheit einschränkt oder selber unbedacht auf Freiheit verzichtet, der zerstört die eigene und die Zukunft folgender Generationen.
Sapere Aude oder sei mal der Mond