Jeder Mensch hat eine eigene Meinung. Und jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. In einer liberalen Demokratie darf dieser Mensch seine Meinung auch offen aussprechen, wodurch wir anderen Menschen die Möglichkeit eröffnen sich mit unserer Meinung auseinanderzusetzen.
Nur so besteht die Chance Meinungen zu verändern und weiter zu entwickeln. Nur so können wir lernen und nur so ist Fortschritt möglich.
Man stelle sich einmal vor, wo die menschliche Entwicklung stehen geblieben wäre, wenn sich im Laufe der Geschichte nicht die Meinungsfreiheit und offene Debatten, und damit der Liberalismus in vielen Staaten der Welt durchgesetzt hätten.
Nun ja, entscheiden sie selbst. Machen Sie sich auf die Suche nach Informationen und bilden sie sich eine Meinung. Aber Moment, dass mit der Suche nach Informationen ist natürlich ein Problem, denn noch nie in unserer Historie gab es so viele Informationen und niemals zuvor war es so einfach, auf diese Vielzahl an Informationen zuzugreifen. Gleichzeitig war es auch noch nie so schwer mit dieser Fülle an Informationen umzugehen. Sie wissen ja, unser Gehirn hat sich kaum weiter entwickelt und alle wollen unsere Aufmerksamkeit.
Jeder von uns ist deshalb aufgefordert eine Strategie zu entwickeln, um mit dieser Informationsflut und den widerstreitenden Interessen hinter diesen Informationen umzugehen. Und wie könnte das gehen?
Hier sind einige persönliche Gedanken zum Thema:
Fragen Sie sich immer, wie ihre Meinung entstanden ist und wie sie sich diese Meinung gebildet haben.
Welche Informationsquellen haben sie bei ihrer Meinungsbildung genutzt?
Wie schnell haben sie sich ihre Meinung gebildet? Haben sie dabei ihrem Gehirn auch misstraut? Ist vielleicht kognitive Dissonanz entstanden?
Haben sie unterschiedliche und vielleicht auch entgegengesetzte Informationen aktiv gesucht?
Haben Sie verschiedene Informationsquellen aufgesucht? Welchen Informationsquellen vertrauen sie normalerweise und warum?
Suchen sie auch andere Quellen auf, um Informationen zu vertiefen oder andere Perspektiven zu finden?
Wer steckt hinter den Quellen und den Quellen der Quellen? Wie und von wem werden diese Quellen z.B. finanziert?
Haben Sie mit anderen Menschen gesprochen und mit welchen anderen Menschen haben sie gesprochen. Haben sie vielleicht auch mit Menschen gesprochen, die anderer Meinung als sie sind oder sein könnten?
Was machen sie, wenn ihre besten Freunde und nahe Familienangehörige andrer Meinung sind? Können sie damit umgehen?
Welche Meinungen und Perspektiven gibt es noch? Wer vertritt diese und warum?
Wie überprüfen sie normalerweise, ob eine Aussage oder genannte Fakten wahr oder falsch sind? Überprüfen sie das überhaupt oder haben sie Quellen ihres Vertrauens?
Stellen Sie Fragen, statt nach Antworten zu suchen?
Können sie sich vorstellen, dass Informationen oder Fakten nicht immer entweder wahr oder falsch sind? Wie gehen sie mit Zwischen oder Grautönen um?
Ziehen sie in Betracht, dass Fakten auch falsifiziert werden können und das vermeintliche Wahrheiten auf einmal falsch sein können, weil es neue Erkenntnisse gibt oder weil sich der Kontext verändert hat?
Kennen sie wirklich den Unterschied zwischen “Alltagswissen” und wissenschaftlichen Erkenntnissen?
Ich glaube mir würden noch viele weitere Fragen einfallen und Ihnen sicherlich auch. Auf einmal merkt man, wie schwer es ist, sich eine wirklich kompetente Meinung zu bilden und wie leichtfertig wir auf der anderen Seite mit unserer Meinungsbildung sind. Meinungsbildung braucht Zeit und wir haben keine Zeit bzw. sind darauf trainiert uns keine Zeit zu nehmen.
Sollten wir nicht gerade in dieser sich polarisierenden Welt, die viele offene Fragen und eigentlich viel zu wenig Antworten liefert, vorsichtiger sein und mehr Mühe und Zeit auf die Bildung und Überprüfung unserer Meinungen verwenden?
In seinem Buch “Why are we yelling” bringt Buster Benson die Stimme der Möglichkeit ins Spiel. Wenn sie auf Meinungen stoßen, die von ihrer abweichen, dann melden sich zunächst ihre Emotionen. Ein Angstgefühl steigt in ihnen auf. Statt diese Angst mit der üblichen schnellen Antwort - die ihnen ihr Unterbewusstsein liefert - zu verdrängen, könnten sie darin auch eine Chance sehen und die Stimme der Möglichkeit in Betracht ziehen.