Als ich ein kleiner Junge war, gab es nur 3 Fernsehprogramme: ARD, ZDF und ein regionales Programm. An meinem Wohnort war das der Westdeutsche Rundfunk. Gelegentlich - bei guten terrestrischen Bedingungen - konnte ich auch den Südwestfunk sehen, der damals regelmäßig Jerry Lewis Filme sendete und damit meinen Humor ein Stück weit prägte.
2 Nachrichten Sendungen
Es gab auch nur 2 Nachrichten Sendungen. Die “Tagesschau” in der ARD und “Heute” im ZDF. Vor allem die Abend Nachrichten um 20.15 und um 19.00 Uhr waren kompakte und gut verständliche Information für Jedermann, mit sehr hohen Einschaltquoten. Die Betonung liegt auf Information und Jedermann.
Neutralität
Natürlich gab es auch damals schon eine gewisse gesellschaftliche Prägung der Nachrichtensendung. Denn unserem freiheitlichen westlichen System stand ein kollektivistisches und kommunistisches System gegenüber. Wenn allerdings Meinungen ausgedrückt wurden, dann wurde dies immer sehr deutlich als Kommentar gekennzeichnet und diese Kommentare waren zudem immer aus unterschiedlichen politischen Richtungen.
Informationen
Informationen wurden sachlich, unparteiisch und vollständig dargeboten. Es gab keine Einseitigkeit, keinen erhobenen Zeigefinger und keine politischen Botschaften oder subtile Erziehungsmaßnahmen. Den Menschen wurde die Einordnung und Bewertung von Maßnahmen zugetraut. Das war dem Bildungsauftrag der öffentlich rechtlichen Medien geschuldet. Wer Menschen ausbildet, vertraut eben auch darauf, das Ausbildung funktioniert.
Ich schreibe dies, weil sich die Berichterstattung in den Nachrichten verändert hat und weil viele jüngere Menschen- insofern sie überhaupt noch Fern sehen - sich das gar nicht mehr vorstellen können.
Irgendwann haben die Medien damit begonnen in den Nachrichten bestimmte Informationen absichtlich auszublenden und den Menschen bestimmte Denk - und Verhaltensweisen - ich nenne es mal - vorzuschlagen oder nahezulegen. Und begonnen hat diese Praxis schon vor Corona, möglicherweise auch, weil sich die Rolle oder der Berufsethos von Journalisten geändert hat.
Journalisten
Viele Journalisten scheinen sich im Besitz eines besseren Weltverständnisses zu wähnen und glauben zu wissen, welches Denken und Verhalten richtig oder falsch für die Zukunft der Gesellschaft oder sogar der Menschheit. Woher das kommt, mag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht hat sich die Journalisten Ausbildung verändert, vielleicht wird der Job eines Journalisten nicht mehr gut genug bezahlt oder es ist eine Generation herangewachsen, die mehrheitlich denkt es gebe einen einzigen richtigen Weg für die Entwicklung der Menschheit, den es nur zu verkünden, auf den man den Mensch bringen oder den man erzwingen muss.
Geschichte
Die Geschichte lehrt uns allerdings, dass dies ein Irrtum mit fatalen Folgen sein kann. Wir werden auch in Zukunft Entwicklungen beobachten, bewerten und miteinander aushandeln müssen. Wahrscheinlich mehr denn je, denn die Welt ist komplex und hochvernetzt. Aber das ist auch eine Chance. Wir brauchen - wie John Hagel sagt, gemeinsame Learning Plattformen, Narrative, welche Chancen aufzeigen und keine Angst machen und die Leidenschaft des Entdeckers. Wir brauchen mehr Freiheit und nicht weniger Freiheit und - das ist nur eine Randnotiz - wir sollten mehr Nachrichten von unterschiedlichen Anbietern und mit unterschiedlichen Meinungen sehen.
Warum müssen wir das tun? Weil Nachrichten eben immer häufiger mehr oder weniger gut verpackte Meinungen sind. Ist das gut? Ich glaube nicht
Wer andere Meinungen und Positionen ausblendet, zerstört Demokratie und Freiheit. Wer den Austausch unterdrückt, bleibt stehen. Wer nicht mehr zuhört kann nicht mehr lernen. Wer nicht mehr lernt, bewegt sich in fatale Zeiten.
Lasst uns optimistisch