Optimismus in Krisenzeiten:
Wie wir Optimismus aufrechterhalten und nutzen, um schwierige Phasen zu überstehen und uns anzupassen.
Wer weiss noch nicht was eine Krise ist?
Ist dieses Ausmaß an Krisen normal, oder ist es nur ein gefühlter Anstieg und ist dieser gefühlte Anstieg auf die globale Vernetzung zurückzuführen? Sind gleichzeitige Krisen ein natürliches Phänomen, dass es schon immer gab oder nehmen wir sie einfach nur stärker wahr, weil heute alles miteinander vernetzt ist und im Jahr 2023 kein umfallender Sack Reis mehr unbemerkt bleibt?
Nein der Anstieg ist nicht nur gefühlt. Aktuell scheint es überall auf der Welt irgendwie zu brennen. Lesen Sie dieses Buch, um die aktuelle Phase der menschlichen Zivilisation historisch besser einordnen zu können.
Harte Zeiten für Optimisten
Für diejenigen, die sich von der Hoffnung leiten lassen und eine positivere Einstellung anstreben, sind die derzeitigen Zeiten bestenfalls schwierig und schlimmstenfalls katastrophal. Ohne eine positive Einstellung gibt es kaum eine Chance, aus dem ständigen Kreislauf der Krisen herauszukommen, in dem wir uns befinden. Deshalb lohnt es sich zu fragen: Gibt es Schritte, die wir unternehmen können, um unseren Optimismus zu stärken und einen gefährlichen Abstieg zu vermeiden?
Wie eine optimistische Haltung das Gehirn und das Verhalten beeinflusst
Eine optimistische Denkweise kann sich positiv auf unser Gehirn und Verhalten auswirken. Optimistische Menschen sehen Herausforderungen als Chancen und sind besser in der Lage, mit stressigen Situationen umzugehen.
Laut einer Studie von Dr. Segerstrom und Sephton trägt Optimismus dazu bei, das Immunsystem durch die Ausschüttung positiver Neurotransmitter wie Dopamin zu stärken, was wiederum die neuronalen Verbindungen im Gehirn verbessert und zu einer höheren kognitiven Flexibilität führt. Eine optimistische Einstellung fördert zudem die soziale Interaktion und die Bereitschaft, neue Erfahrungen zu machen. Menschen mit einer optimistischen Einstellung haben also mit hoher Wahrscheinlichkeit eine bessere Lebensqualität und eine bessere psychische Gesundheit.
Optimismus spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Anregung von Kreativität einem wichtigen Fundament von Innovation und Fortschritt. Eine Studie von Oettingen und Mayer (2002) zeigt, dass optimistische Personen tendenziell höhere kreative Leistungen erbringen, da sie offener für neue Ideen und Ansätze sind. Durch das Vorstellen positiver Ergebnisse werden sie motiviert, innovative Lösungen zu finden und auszuprobieren.
Fälle, in denen Optimismus den Unterschied gemacht hat
Optimismus kann in verschiedenen Lebenssituationen einen entscheidenden Unterschied machen. Hier sind einige reale Beispiele und Szenarien:
Gesundheitliche Vorteile: Forschungen zeigen, dass Optimismus erhebliche Auswirkungen auf die physische Gesundheit hat, einschließlich der allgemeinen Langlebigkeit, dem Überleben von Krankheiten und der Herzgesundheit.
Herzerkrankungen und Schlaganfallrisiko: Eine Studie der University of Pittsburgh ergab, dass Frauen mit einer optimistischen Einstellung ein um 30% geringeres Risiko für Herzerkrankungen hatten. Eine weitere Studie der University of Michigan verband Optimismus mit einem geringeren Schlaganfallrisiko.
Optimismus ist auch ein entscheidender Faktor für Innovation und Kreativität. Hier sind einige konkrete Beispiele, wie Optimismus einen Unterschied in der Welt der Innovation gemacht hat:
Thomas Edison: Der berühmte Erfinder Thomas Edison ist bekannt für seine optimistische Einstellung gegenüber Misserfolgen. Während seiner Suche nach dem besten Material für den Glühfaden seiner Glühbirne sagte Edison: „Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“ Diese optimistische Einstellung ermöglichte es ihm, trotz zahlreicher Rückschläge weiterzumachen und schließlich erfolgreich zu sein.
Chester Carlson: Der Physiker und Erfinder des Fotokopierers, Chester Carlson, demonstrierte das Prinzip der Fotokopie bereits 1938. Doch es dauerte mehr als 20 Jahre, bis der Fotokopierer 1959 auf den Markt kam. Trotz geringer externer Unterstützung und zahlreicher Hindernisse blieb Carlson aufgrund seines optimistischen Glaubens an den letztendlichen Erfolg seiner Erfindung standhaft und suchte weiterhin nach Verbesserungen, um seine Entdeckung praxisrelevant zu machen.
Auch in der Politik kann Optimismus manchmal eine große Rolle spielen. Politiker/innen oder Expert/innen, die Probleme als Chancen erkennen und Menschen durch starkes Storytelling dazu inspirieren können, neue Wege zu gehen, haben ganze Generationen geprägt. Erinnern wir uns an die Präsidentschaftskampagne von Barack Obama im Jahr 2008. Unter dem Motto "Hope and Change (Hoffnung und Wandel) zentriert”, inspirierte Obama Millionen von Unterstützern. Sein Kampagnenslogan "Yes We Can" vermittelte eine Botschaft des Optimismus und der Einigkeit, die bei Wählern, die nach transformativer Führung suchten, ankam. Vergessen wir an dieser Stelle, das Obama seine Versprechen leider nicht einhalten konnte.
Strategien zur Aufrechterhaltung des Optimismus in schwierigen Zeiten
Nachdem wir die Bedeutung und Wirkungen von Optimismus dargestellt und die motivierende Wirkung gezeigt haben, ist es an der Zeit einige Strategien zu suchen und zu finden, die uns dabei helfen auch in schwierigen Zeiten optimistisch zu bleiben.
Medienkonsum einschränken:
Medien konzentrieren sich auf negative Geschichten. Angst lässt sich gut verkaufen und macht Menschen atemlos. Wir werden in einen Strudel der Negativität gezogen. Zudem sind Medien und auch die Politik immer stärker darauf ausgerichtet Menschen eine schlechtes Gewissen zu machen, um so ihr Handeln zu beeinflussen. Deshalb ist es sehr sinnvoll den Medienkonsum stark zu reduzieren und sich auf andere z.B. kreative Tätigkeiten oder Aktivitäten im Kreis der Familie zu fokussieren.
Positive Affirmationen:
Positive Selbstgespräche sind ein unglaublich mächtiges Werkzeug. Tägliche Affirmationen, die uns an unsere persönlichen Stärken und früheren Erfolge erinnern, können unsere Einstellung und Gewohnheiten in Richtung Erfolg verändern. Unterschätzen wir nicht die Macht, die wir haben, wenn wir uns regelmäßig daran erinnern, wozu wir fähig sind und was wir in der Vergangenheit erreicht haben - es kann wirklich den Unterschied ausmachen.
Achtsamkeitspraxis:
Regelmäßige Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder Yoga können helfen, den Geist zu klären und das Bewusstsein zu fördern.
Suchen Sie soziale Unterstützung:
Pflegen Sie Ihre sozialen Beziehungen und teilen Sie Ihre Sorgen mit vertrauenswürdigen Freunden oder Familienmitgliedern. Es ist auch vorteilhaft, ein Unterstützungsnetzwerk zu entwickeln und sich mit anderen zu vernetzen. Während der Covid 19 Krise habe ich mich einmal in der Woche mit Freunden in einer geselligen - leider virtuellen - Runde zum swoofen getroffen. Ein absolut positives Erlebnis, das uns näher zusammen gebracht hat.
Realistische Zielsetzung:
Setzen Sie erreichbare Ziele und feiern Sie kleine Erfolge, um motiviert zu bleiben. Das Finden eines Sinns und eines Zwecks, insbesondere in schwierigen Zeiten, kann auch sehr hilfreich sein, um den Optimismus aufrechtzuerhalten.
Professionelle Hilfe:
Notfalls kann die Beratung durch einen Psychologen oder eine Psychologin die persönliche Entwicklung erheblich unterstützen. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass professionelle Beratung ein mächtiges Werkzeug sein kann, um durch schwierige Umstände zu navigieren.
Zusätzlich sollten wir uns Zeit für Selbstfürsorge nehmen und uns mit Freundlichkeit und Verständnis behandeln. Dies könnte das Lesen eines Selbsthilfebuches, das Starten eines neuen Hobbys oder das Erlernen neuer Entspannungstechniken beinhalten.
Reale Beispiele für den Erfolg durch Optimismus in Krisenzeiten
Wir führen hier keine akademische Diskussion. Die Welt ist voller Beispiele, die zeigen wie Optimismus vor allem auch in Krisenzeiten die Tür zu Lösungen geöffnet und Wege geebnet hat. Hier sind Beispiele, die dies eindrucksvoll belegen:
Abraham Lincoln:
Inmitten der Krise des Amerikanischen Bürgerkriegs behielt Lincoln eine optimistische Haltung bei und kämpfte unermüdlich gegen die Sklaverei, trotz zahlreicher Rückschläge auf dem Schlachtfeld und persönlicher Tragödien wie dem Tod seines Sohnes.
Ernest Shackleton:
Als Polarforscher fand Shackleton sich und seine Crew auf dem Eis der Antarktis gestrandet, doch seine optimistische Führung und Entschlossenheit führten dazu, dass alle Männer sicher nach Hause zurückkehrten.
Amazon:
Jeff Bezos gründete Amazon während einer wirtschaftlichen Flaute in den mittleren 1990er Jahren, als das Internet an Popularität gewann. Heute ist Amazon eines der wertvollsten Unternehmen der Welt.
General Motors (GM):
William Durant gründete GM während der Bankenkrise im Jahr 1908. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen gelang es GM, zu einem der größten Automobilhersteller der Welt zu werden.
Auch die jüngste Geschichte zeigt, dass viele erfolgreiche Unternehmen in Krisenzeiten entstanden sind. Viele der großen und erfolgreichen digitalen Startups, die wir heute nicht mehr missen möchten, sind während der Finanzkrise 2008 entstanden. Die Gründer dieser Unternehmen nutzten die Herausforderungen als Gelegenheit, innovative Lösungen zu finden und ihre Geschäfte aufzubauen.
Eine starke Vision kann auch Gesellschaften dabei helfen sich neu aufzustellen. Hier können Konzepte wie “Abundance” oder “Exponentielle Organisationen” helfen.
Der Zusammenhang zwischen Optimismus und Resilienz
Optimismus und Resilienz sind zwei miteinander verknüpfte psychologische Ressourcen, die in Krisenzeiten entscheidend sind. Während sich Optimismus auf positive Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Ereignisse bezieht, bezeichnet Resilienz die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen und sich an neue Bedingungen anzupassen.
Optimismus fördert Resilienz, indem eine positive Einstellung und die Bereitschaft zur Bewältigung von Herausforderungen gefördert wird. Die Forschung zeigt, dass Optimismus indirekte Auswirkungen auf das subjektive Wohlbefinden hat, wobei Resilienz diese Beziehung teilweise vermittelt.
Menschliche Resilienz ist eine psychologische Eigenschaft oder ein Prozess, der es uns ermöglicht, sich an Veränderungen anzupassen und mit belastenden Situationen umzugehen, wie beispielsweise Traumata, Verluste oder Misserfolge. Es handelt sich um eine Qualität, die durch bestimmte Fähigkeiten und Einstellungen gefördert werden kann, darunter eine positive Einstellung, Optimismus, Emotionsregulierung, Zielsetzung, Kommunikation, Problemlösung, Flexibilität, Empathie und Impulskontrolle.
Der Begriff der Resilienz hat in den letzten Jahren aber auch Einzug in die Unternehmenswelt gehalten. Die Herausforderungen des digitalen Wandels mit seiner ständigen Beschleunigung und der Anforderung sich als Mensch und Organisation immer wieder anzupassen bzw. proaktiv zu experimentieren, bewegte Unternehmen und Organisationen dazu Strategien und Maßnahmen zur Entwicklung von Resilienz auszuführen.
Organisatorische Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, plötzliche Störungen und Veränderungen zu antizipieren, sich darauf vorzubereiten, darauf zu reagieren und sich anzupassen, um zu überleben und zu gedeihen. Sie geht über das reine Risikomanagement hinaus und bietet eine ganzheitliche Sicht auf die Gesundheit und den Erfolg eines Unternehmens.
Ein Autor der sich mit Resilienz oder besser noch mit Antifragilität auseinander gesetzt hat ist Nassim Taleb
Wie eine optimistische Haltung in einer Gruppe virale Auswirkungen haben kann
Optimismus ist ansteckend. Wir alle können uns an Fälle erinnern, in denen wir seine Wirkung persönlich erlebt haben.
Eine optimistische Haltung kann sich wie ein Ripple-Effekt durch eine Gruppe oder eine ganze Gesellschaft bewegen und einen positiven Einfluss auf die kollektive Stimmung und das Handeln haben.
Zum Abschluss dieses etwas längeren Beitrags wollen wir über einige vorteilhafte Folgen des Optimismus nachdenken, der - das sei der Vollständigkeit halber auch erwähnt - gelegentlich auch kontraproduktiv wirken kann.
Positive Stimmungsübertragung:
Optimismus kann sich durch soziale Netzwerke verbreiten, da Menschen dazu neigen, die Emotionen und Einstellungen der Menschen um sie herum aufzunehmen und zu spiegeln.
Erhöhte Zusammenarbeit:
Eine optimistische Einstellung fördert eine offene und kooperative Atmosphäre, die die Zusammenarbeit und das gemeinsame Problemlösen erleichtert.
Ansporn zum Handeln:
Optimismus kann Menschen motivieren, Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Ziele zu erreichen oder gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.
Resilienz und Belastbarkeit:
In schwierigen Zeiten kann ein gemeinsamer Optimismus die Resilienz und die Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen stärken.
Kreativität und Innovation:
Eine positive Sicht auf die Zukunft kann Kreativität und Innovation fördern, da Menschen eher bereit sind, neue Ideen zu erkunden und Risiken einzugehen.
Soziale Unterstützung:
Optimismus kann die Entwicklung von unterstützenden Gemeinschaften fördern, die sich gegenseitig ermutigen und unterstützen.
Verbesserte Kommunikation:
Optimismus kann eine offenere und konstruktivere Kommunikation fördern, die das Verständnis und die Zusammenarbeit verbessert.
Abschließende Gedanken
Die Verbreitung von Optimismus kann positive Veränderungen innerhalb einer Gruppe oder gesellschaftlichen Dynamik anstoßen und verstärken und so unsere Widerstandsfähigkeit stärken.
Optimismus trägt dazu bei, die Resilienz zu erhalten und zu verbessern. Einzelpersonen und Gruppen, die Optimismus verkörpern, blühen auf und fördern Wachstum und Entwicklung. Umgeben wir uns also mit optimistischen Menschen und suchen wir nach Informationen, die unseren eigenen Optimismus stärken. Das ist kein Zeichen von Naivität, denn Fortschritt und Innovation sind ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Entwicklung und werden durch nachprüfbare Fakten gestützt. So werden wir gemeinsam die zukünftigen Herausforderungen meistern.
Quellen:
Segerstrom, S.C., & Sephton, S.E. (2010). Optimistic expectancies and cell-mediated immunity: The role of positive affect. Psychological Science, 21(3), 448-455.Link
Oettingen, G., & Mayer, D. (2002). The motivating function of thinking about the future: Expectations versus fantasies. Journal of Personality and Social Psychology, 83(5), 1198-1212. Link
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