Liebe Optimisten,
ich habe eine Eigenart beim Lesen: Ich wechsle bewusst zwischen alten und neuen Büchern. Warum? Nassim Nicholas Taleb hat mal gesagt, “dass Bücher, die gerade ein Jahr alt sind, meist nicht wertvoll sind. Sie haben kaum eine Chance zu "überleben" – egal wie sensationell sie zunächst wirken.” Die Zeit ist der beste Qualitätstest für Bücher.
Deshalb greife ich gerne zu Klassikern. Und manchmal passiert dabei etwas Faszinierendes: Man liest zwei völlig verschiedene Bücher und denkt plötzlich: Moment mal, die erzählen ja dieselbe Geschichte!
So ging es mir letzte Woche. Links neben mir lag Johannes Mario Simmels "Hurra, wir leben noch" aus 1975 – ein dicker Roman über Jakob Formann, der nach dem Krieg aus dem Nichts kam. Rechts daneben Ludwig Erhards "Wohlstand für Alle" von 1957. Auf den ersten Blick: Roman vs. Wirtschaftsbuch. Könnte unterschiedlicher nicht sein.
Aber dann fiel der Groschen.
Erhard war kein Theoretiker. Er war ein Macher.
Und hier wurde mir etwas klar, was ich vorher nicht so deutlich gesehen hatte: Erhard war gar nicht der trockene Theoretiker, als den man ihn oft darstellt. Weit gefehlt!
Erhard beschreibt, wie das Wirtschaftswunder funktioniert hat. Er erklärt nicht, was man theoretisch machen könnte. Er zeigt, was tatsächlich gemacht wurde. Die liberalen Wirtschaftsprinzipien, die Deutschland aus den Trümmern geholt haben.
Das ist der Punkt: Es hat funktioniert. Nicht auf dem Papier. In der Realität.
Die Formann-Connection
Und hier kommt Jakob Formann ins Spiel. Simmels Figur verkörpert genau das, was Erhard beschreibt. Einen Menschen, der die Chancen der neuen Wirtschaftsordnung nutzt. Der aus nichts etwas macht. Der scheitert, aufsteht, weitermacht.
Formann ist das Wirtschaftswunder in Person.
Was beide Geschichten zeigen:
Menschen brauchen Freiheit, um erfolgreich zu sein
Optimismus ist eine praktische Einstellung, keine Träumerei
Krisen schaffen neue Möglichkeiten
Wohlstand ist machbar – für alle
Deutschland 2025: Haben wir das vergessen?
Und jetzt schaue ich auf uns heute. Ehrlich gesagt, manchmal erkenne ich das Land nicht wieder.
Wir haben alles, was die Generation von damals sich erträumt hat:
Stabile Demokratie
Soziale Sicherheit
Technologisches Know-how
Bildung für alle
Aber wo ist der Mut geblieben?
Stattdessen höre ich ständig: Geht nicht, zu kompliziert, zu riskant.
Noch schlimmer: Das müssen wir verbieten, da müssen wir helfen oder bremsen, das könnte jemanden überfordern. Als müssten wir ständig andere vor sich selbst schützen.
Wann haben wir angefangen, Menschen für unmündig zu erklären?
Da gibt es Leute, die meinen oder behaupten, für die Schwachen zu sprechen . Die glauben, sie wüssten besser als andere, was gut für sie ist. Die aus lauter vorgeblicher Fürsorge die Freiheit aller einschränken. Das ist nicht sozial – das ist bevormundend.
Die Menschen 1946 hatten echte Probleme. Keine Wohnung, kein Essen, keine Perspektive. Aber niemand hat ihnen gesagt: Ihr seid zu schwach, das zu schaffen- obwohl die SPD das natürlich versucht hat, wie man in Erhardts Buch nachlesen kann - sie haben einfach angefangen. Und zwar selbst.
Was Erhard uns heute sagen würde
Ich glaube, Erhard würde uns - und vor allem seiner Partei - heute ziemlich deutlich ins Gewissen reden:
Ihr hattet das beste Wirtschaftssystem der Welt. Die Soziale Marktwirtschaft. Die kann alles – Digitalisierung, Klimawandel, demografischen Wandel. Aber nur, wenn ihr sie auch nutzt!
Das Problem ist nicht das System. Das Problem ist, dass wir es nicht mehr richtig verstehen.
Soziale Marktwirtschaft bedeutet:
Frei sein, Ideen umzusetzen
Sozial verantwortlich handeln
Mutig neue Wege gehen
Nicht: Alles regulieren, alles planen, alles kontrollieren.
Die Chancen sind überall
Schauen wir doch mal richtig hin:
Klimawandel? Riesenchance für neue Technologien.
Digitalisierung? Deutschland kann Vorreiter werden.
Demografie? Perfekt für Automatisierung und KI.
Energiewende? Innovative Technologien durch “Made in Germany” statt rückwärtsgewandte Ideologien
Was uns fehlt, ist nicht das Know-how.
Was uns fehlt, ist der Formann'sche Mut. Diese Einstellung: Okay, schwierige Situation. Jetzt zeige ich, was möglich ist."
An alle, die noch träumen können
Ehrlich gesagt, bin ich bei der jungen Generation in Deutschland oft ratlos. Da ist so viel Talent, so viel Potenzial. Aber auch so viel Angst, so viel Pessimismus, so viel Sozialismus und Lähmung. Statt anzupacken wird diskutiert. Statt zu machen wird gemahnt und gefordert.
Wo ist der Hunger auf Erfolg geblieben?
Aber vielleicht liegt die Lösung genau in den Geschichten. Vielleicht müssen wir mehr von Formann, Erhard und anderen mutigen Gestaltern erzählen. Immer wieder. Bis sie verstehen: Es geht. Es ist möglich. Es hat schon mal funktioniert.
Diese junge Generation braucht Vorbilder, keine Vorwürfe. Sie braucht Erfolgsgeschichten, keine Katastrophenszenarien. Sie braucht den Beweis, dass sich Mut und Arbeit lohnen.
Lasst uns diese Geschichten verbreiten. In jeder Diskussion, in jedem Gespräch, bei jeder Gelegenheit. Zeigt ihnen, was Menschen schaffen können, wenn sie es nur versuchen.
Was wir brauchen:
Weniger Bedenkenträger, mehr Ermöglicher
Weniger Bürokratie, mehr Experimentierfreude
Weniger Angst vor dem Scheitern, mehr Lust aufs Gelingen
Weniger Staat, mehr Markt
Warum ich optimistisch bleibe
Beide Bücher zeigen: Menschen können unglaubliche Dinge schaffen. Wenn man sie lässt.
Jakob Formann hätte nie seine Erfolge gehabt, wenn er sich von Problemen hätte lähmen lassen. Das Wirtschaftswunder hätte nie stattgefunden, wenn Erhard nur die Schwierigkeiten gesehen und Widerstand nicht ertragen hätte
Die Zutaten sind noch da. Wir müssen sie nur wieder mischen.
Ein Aufruf
Also lasst uns aufhören, ständig über Krisen zu reden.
Lasst uns über Chancen reden. Über Lösungen. Über die Zukunft, die wir gestalten können.
Denn eines ist klar: Wenn wir nicht an uns glauben, macht es sonst niemand.
Die Soziale Marktwirtschaft hat schon einmal Wunder bewirkt. Sie kann es wieder. Aber nur mit Menschen, die daran glauben und sie leben.
Hurra, wir leben noch! Und wir haben noch eine Menge vor.
Macht was draus
P.S.: Falls ihr neugierig geworden seid – "Hurra, wir leben noch" und Erhards "Wohlstand für Alle"? findet man noch im Buchhandel oder in Antiquariaten oder wie ich zufällig in öffentlichen Bücherschränken. Wohlstand für alle gibt es auch kostenlos als pdf. Lustig sind die Vorworte der einzelnen Ausgaben von Wohlstand für Alle, die oft deutlich zeigen, wie weit sich die CDU von den idealen und klugen Gedanken ihrer bedeutendsten Vertreter entfernt hat, aber das ist eine andere Geschichte
Beide Bücher sind erstaunlich aktuell. Wirklich. Lest sie als Anleitung, nicht als Geschichtsbücher.